Wie bei jedem neuen Hobby muss man sich erst einmal hineinfinden. Rückblickend betrachtet habe ich mit zu wenig Gewicht gearbeitet, zu häufig Cardio gemacht und viele weitere Fehler gemacht. Mit der Zeit lernt man und verbessert sich. Kraftsport bzw. Bodybuilding ist leider sehr undankbar. Es benötigt viel Zeit und Geduld bis man wirkliche Ergebnisse sieht. Nicht nur das Training spielt eine Rolle, sondern eben auch die Ernährung. Ich habe durch Stress extrem viel abgenommen und war im Untergewicht. Das Training in dieser Zeit hätte ich mir schenken können und viel zu oft musste ich es sowieso abbrechen. Nach einiger Zeit habe ich wieder angefangen mehr zu essen und konnte das zum Glück ohne Therapeutische Hilfe. Dennoch blieb ein kleiner „Knacks“ zurück. Kalorien wurden bis zum Nachmittag aufgespart, generell wurden die Kalorienzufuhr niedrig gehalten, Cheatmeals wurden mit einem noch größeren Defizit wieder „gut gemacht“ und Essen wurde in Gut und Böse geteilt. Das hat nur gering etwas mit der Stressabnahme zu tun. Viele im Bodybuildingbereich haben ein gestörtes Verhältnis zum Essen. Makros werden akribisch eingehalten, alles wird mit Protein versehen, Aussagen wie „Heute gönne ich mir ein Wassereis“ werden getroffen. Das ist noch die Spitze des Eisbergs.
Nach und nach habe ich mich mit gesunder und ausgewogener Ernährung beschäftigt und meinen Zwang immer weiter abgelegt. Mit den Kalorien habe ich experimentiert und auf meine Körperreaktionen gehört.
Zurück zur Undankbarkeit. Es dauert nicht nur ewig bis Ergebnisse am Körper zu sehen sind, sondern diese sind auch schnell wieder verschwunden. Nach ca. 2 Wochen beginnt der Muskelabbau. Nach einer längeren Krankheit kann man also fast wieder bei 0 anfangen. Zum Glück hilft einem der erweitere Wissenstand weiter. Diesen Wissenstand musste man sich aber ersteinmal mühsam aufbauen. Im Vergleich zu anderen Hobbyarten ist das „geforderte“ Wissen im Kraftsport + Ernährung enorm. Es wird auch einfach zu viel Bullshit wie Saftkuren verkauft oder immer noch an uralten Mythen festgehalten.
Wenn Ergebnisse zu sehen sind, dann reichen sie nicht auf. Der Bizeps ist größer geworden? Wunderbar, 2 Minuten Freude. Danach wird am Bauch kritisiert, die Beine beäugt, … Es reicht eben niemals aus. Als Maler ist man irgendwann mit dem Bild fertig. Beim Bodybuilding ist man sein eigenes Kunstobjekt und das dauerhaft. Man muss ja weitermachen, ansonsten werden die Ergebnisse schlechter. Das frustriert mich manchmal. Da ich mich auch jeden Tag im Spiegel sehe, nehme ich Erfolge gar nicht so schnell wahr. Social Media beeinflusst uns zusätzlich, obwohl uns das Schummeln bewusst ist, sei es mit Photoshop oder mit Steroiden. Man vergleicht sich generell viel zu oft.
Ein gutes Körpergefühl gehört dazu. Während anderen ein paar Wassereinlagerungen nicht auffallen, ist für uns gleich die ganze Form ruiniert. Nicht selten habe ich einen Blähbauch und bin deswegen frustriert, obwohl das völlig normal ist.
Immer weiter in seinem Trainingsplan. Das frisst natürlich Zeit. Je nach Trainingsplan variiert das natürlich. Andere Dinge müssen sich da hinten anstellen oder bleiben ganz auf der Strecke.
Nicht nur die aktuelle Form ist entscheiden, sondern auch die Gewichte. Obwohl das kein wirkliches Indiz für ein gutes Training ist, kann das die Stimmung schnell zum Kippen bringen. Tagesformen sind normal, bei Frauen spielt auch der Zyklus eine Rolle, Kalorienzufuhr, Schlaf,… das alles kann die Leistung beeinflussen und dennoch ist man enttäuscht von sich.
Wer es mit der Ernährung extrem ernst nimmt, der ist auch mit sozialen Kontakten eingeschränkt. Oft geht man ja zusammen ins Restaurant oder in die Bar. Ansonsten werden Mahlzeiten genau geplant und es gleicht einer Katastrophe, wenn ich mein Mealprep zu Hause vergessen habe.
Die Bewegungseinschränkung durch Muskelkater und die Verletzungsgefahr lasse ich nun mal außen vor.
Das klingt alles ziemlich kritisch, aber alles hat nun mal seine Vor- und Nachteile. Krafttraining ist ein fester Teil meines Lebens geworden, mein Tagesablauf richtet sich danach, ich tracke gerne mein Essen, ich liebe den Pump und das man mir das Training ansieht. Autoreifen tragen? Kein Problem!
Nach dreieinhalb Jahren bin ich in diesen Sport hineingewachsen und habe eine Menge darüber und vor allem über mich gelernt. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Aber wie du siehst gehört das dazu, also Kopf hoch und weitermachen!
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